Die Magiergilde von Traunkirchen

Es war eigentlich nur als kleiner Spaziergang geplant, gefunden haben wir die "Magiergilde von Traunkirchen". Ein Anwesen aus dem 19. Jahrhundert, das mit seinen Erkern, Türmen und Bögen ganz Traunkirchen überblicken lässt. Dabei drängte sich uns nur eine Frage auf: Warum scheint die wunderbar gelegene Villa leer zu stehen?
Russenvilla
Im weiteren Verlauf beherbergte das wunderbar gelegene Anwesen mehrere Berühmtheiten vergangener Tage, unter anderem: Erzherzog Maximilian ( Bruder Kaiser Franz Josefs und nachmaliger Kaiser
von Mexiko), den russischen Dirigenten Anton Rubinstein, Rainer Maria
Rilke, Wilhelm Kienzl und Adalbert Stifter.
Rainer Maria Rilke
Und wer ist verantwortlich für diese magische Architektur? Der dänisch-österreichische Architekt Theophil Freiherr von Hansen, der unter anderem auch das Österreichische Parlament, ehemals Reichsratsgebäude von Altösterreich, geplant hat. Er verstand sich ganz vortrefflich auf den Klassizismus sowie Historismus und war daher als Architekt und Bauherr für eine Vielzahl an Gebäuden an der Wiener Ringstraße sowie in Athen tätig.
Bauherr des Österreichischen Parlaments
Und warum wohnt jetzt niemand dort? Obwohl es bei vielen historischen Orten der Fall ist, dass niemand mehr darin wohnen möchte, da sich etwa ein Museum oder ein Veranstaltungsraum viel eher für so ein geschichtsträchtiges Bauwerk eignet, war das bei der Russenvilla nicht der Fall. Eigentlich wollte da nämlich jemand einziehen, und zwar der Eigentümer der Villa, der sie 2011 erworben hat, Jürgen Hesz.
Als Antiquitätenhändler hat sich Herr Hesz in Österreich nämlich einen ordentlichen Namen gemacht und nicht zuletzt dadurch viel Geld erwirtschaftet. Als bekannter Bewunderer Theophils von Hansen gelang es ihm letztlich die Russenvilla in Traunkirchen zu erwerben. Anschließend wollte er die Immobilie für seine Familie als Hauptwohnsitz umbauen, sowie ein Museum in den angrenzenden Berg integrieren. Keines der beiden Vorhaben konnte aber letztlich in die Tat umgesetzt werden, denn gerade bei geschichtsträchtigen Stätten gestaltet sich soetwas meistens als recht schwierig.
Die Gemeinde Traunkirchen lehnte die Bauvorhabungen des vermutlich millionenschweren Oberösterreichers ab, was zu einem Erliegen seiner Bemühungn um den Ausbau der Villa führte. Es wurden seither nur einige wenige Veranstaltungen dort ausgetragen.
Ansonsten steht das Gebäude leer und weiterhin unbewohnt am Hügel mitten in Traunkirchen. Ein trauriger Zustand für dieses geschichtsträchtige Bauwerk, denn es befindet sich als Teil des Anlagevermögens im Besitz der Hesz'schen Stiftung und ist daher vor dem Ausverkauf bestens geschützt.
"Magiergilde von Traunkirchen"
Das ist die wahre Geschichte über die "Magiergilde von Traunkirchen", die alleine auf dem Hügel steht und nur Wandernde am Kreuzweg zu verzaubern vermag, so wie uns an einem regnerischen Dienstag Vormittag.

