Was ist eigentlich Tremalin?

07.03.2021

Wer die ein oder andere Zeile aus Der Herr der Träume oder dem Lorebook gelesen hat, muss unweigerlich auf Worte gestoßen sein, die ihm unverständlich sind. Der Hinweis auf die Sprache "Tremalin" wurde gegeben, aber Näheres liegt dann schon wieder im Dunkeln. Was es mit Tremalin genau auf sich hat, versuche ich hier in ein paar Zeilen möglichst knackig zu erklären!

Als ich mit dem Schreiben fantastischer Literatur vor vielen Jahren begonnen habe, kam ich sehr rasch an den Punkt an dem eine neue Sprachebene erforderlich wurde. Ob für Namen von Personen und Orten, oder für Zaubersprüche und Beschwörungsformeln, es musste eine Sprache mit System her. Denn eines ist für mich ganz und gar Tabu: Trashige Trivialliteratur.

Die Geburtsstunde von Tremalin

Also begann ich mich in die Werke von J. R. R. Tolkien einzulesen und seine verschiedenen Plansprachen, die er an die jeweiligen Kulturen seiner Geschichten angepasst hat, etwas zu studieren. Ein faszinierendes Unterfangen, dass ich jedem Interessierten nur sehr ans Herz legen kann, denn was viele nicht wissen ist, dass Tolkiens eigentliches Werk weder Der Herr der Ringe noch Der Hobbit ist. Sein Hauptwerk wurde erst nach seinem Tod von seinem Sohn als Sammlung unzähliger Unterlagen als das "Silmarillion" veröffentlicht. J.R.R. Tolkien war kein Schriftsteller im eigentlichen Sinne, sondern Sprach- und Kulturwissenschafter einer ganz eigenen Liga.

J.R.R. Tolkien war kein Schriftsteller sondern ein Wissenschafter

Und jetzt kommen wir zu meinem eigenen Versuch eine Plansprache zu kreieren. Seit 2013 arbeite ich an Tremalin und habe über die Jahre viele Regeln, Deklinationen und andere grammatikalische Grundfunktionen wieder und wieder über den Haufen geworfen und abgeändert. Eine Sprache zu erfinden ist ein Prozess. Ein Prozess der viel Zeit in Anspruch nimmt und in seinen Feinheiten seine eigentliche Schönheit präsentieren will. Wer also denkt es ist ein Kinderspiel eine neue Sprache zu erfinden, der könnte weiter von der Wahrheit nicht entfernt liegen. Denn ein umfassendes Verständnis der eigenen Muttersprache sowie anderer Ethnosprache ist absolut notwendig und förderlich für den Aufbau eines eignen Sprachenkonzepts.


Es ist also ein Prozess in dem man immer wieder versucht die Balance zwischen optimaler und einfacher Nutzbarkeit und Schönheit und Eleganz zu finden. Eine Arbeit, die sehr viel Zeit und Gespür erfordert.

Es geht darum die erfundene fiktive ethnische Gruppe und ihre Ideologie zu verstehen. Erst dann kann versucht werden entsprechende Wörter zu finden und wie sie sich im grammatikalischen Kontext verändern mögen.

Erst als ich mich selbst in diesem Prozess integriert sah, wurde mir klar, dass eine Sprache zu erfinden wohl der Gipfel einer kreativen Arbeit sein muss, denn um sie in einen geeigneten und stimmigen Gesamtkontext bringen zu können, muss man sich weit aus dem Fishball entfernen und einen ganz neuen Blickwinkel der eigenen Arbeit entdecken.

Weit aus dem Fishball entfernen ...

Und weil diese Arbeit immer und immer wieder so viel fordert, bekommt sie auch so einen ungeheuren Wert für seinen Schöpfer, zumindest geht es mir so. Ein Wort in Tremalin zu haben oder gar einen ganzen Satz schreiben zu können und damit Wissen und Information ablegen zu können ist etwas ganz besonderes.

Deshalb möchte ich doch einen jeden ermuntern sich in der Kunst der Plansprachenkreation zu versuchen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man durchaus auch einen neuen Blickwinkel auf die eigene Sprache und Kultur bekommen will, der einem ansonsten wohl für immer verwehrt geblieben wäre.

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